Wenn immer Sonne schiene,
So würd' ich wie die Biene
Um duft'ge Blüthen fliegen,
Mich gleich dem Schmetterlinge
Auf farbgen Kronen wiegen,
Nicht fragend um das dunkle Wie der Dinge.
Darum, den Geist zu segnen,
Muß es zuweilen regnen,
Damit er sich entwinde
Dem bunten Zauberkreise,
Und sich der Trieb entbinde,
Der in Vergangenheit und Zukunft reise.
Was bin ich und die vielen,
Die in der Sonne spielen,
Und sich ersreu'n am Scheine?
Wie kamen wir zusammen,
Und haben im Vereine
Nicht Zeit zu fragen uns, woher wir stammen?
Wir wissen wohl, es waren
Hier vor uns andre Schaaren,
Und andre stehn und warten,
Bis wir sind abgetreten,
Dann füllen sie den Garten,
Und wir sind Staub aus seinen duft'gen Beeten
Es zeigt uns die Geschichte
In zweifelhaftem Lichte
Verschwundner Zeiten Räume,
Das Leben ist verschollen,
Gestalten einst, nun Träume
Für uns, wie wir für andre werden sollen.
Doch nur ein Tag zu nennen
Ist alles, was wir kennen,
Wovon wir Kunden lesen,
Ein Tag; und viele Tage
Sind vor dem Tag gewesen,
Von denen uns nicht einmal sagt die Sage.
Davon wird nur gesprochen
Von ausgewühlten Knochen
Vorzeit'ger Thiergeschlechte:
Die Erde pflegt die Rinde
Zu wechseln Tag und Nächte,
Daß eine Schöpfung unter neuer schwinde.
Damit wir uns nicht halten
Für ewige Gestalten,
Hat sie uns aufgehoben
Geburts- und Todtenscheine
Und der Gebilde Proben,
Die deuten uns, was sie in Zukunft meine.
Dann wird, was Menschen bauten,
Und dichteten und schauten,
Auch also sein geschwunden
Zu einer neuen Schichte
Vermodernder Urkunden
Nicht menschlicher, nur der Naturgeschichte.
Und wann sie, einst erkaltet,
Nicht mehr sich umgestaltet,
Was tritt an ihre Stelle?
Der Himmel quillt von Sonnen,
Und jeder Sonnenwelle
Enttauchen neuer Erden Schöpfungswonnen.
Getrost; auch du bist droben
Auf ewig aufgehoben;
Genieß' im Augenblicke,
Was Er dir hat gegeben,
Vor dessen Gnadenblicke
In ew'ger Gegenwart steht alles Leben.