Erst muß ich sagen von der Welt

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Erst muß ich sagen von der Welt Umgarnungen,
  Der Lockung Glocken, die man rings mir läutete,
  Die ich vermied, Dank sei's den leisen Warnungen

Des Geistes in mir, der mir aufwärts deutete
  Nach meinem Ursprung, daß ich ohne Stocken
  Hindurchschwamm, und die Lust mich nicht erbeutete.

Habt läuten ihr gehört Sirenenglocken?
  Habt ihr Sirenenstimmen singen hören?
  Habt ihr gesehen wehn Sirenenlocken?

Ich habe sie gehört in ganzen Chören,
  Gesehn in ganzen Schaaren, ganzen Horden,
  Und bin hindurchgeschwommen ohne Stören.

Denn von dem Geiste war mir's kund geworden,
  Daß die Sirenen wohnen an der Klippe,
  Wohin sie Schiffer ziehn um sie zu morden.

Von oben Weib und unten Fischgerippe!
  Das stellt' ich mir nur vor, und ohne Klopfen
  Des Herzens blieb ich vor der süßen Lippe;

Ich brauchte nicht die Ohren zu verstopfen,
  Die Töne mochten an der Muschel reiben,
  Sie flossen von ihr ab wie Regentropfen.

Ich sollte, sangen sie, bei ihnen bleiben,
  Sie wollten mit mir in Krystallgemächern,
  Die sie bewohnten, schöne Spiele treiben.

Die eine von den schöneren und frechern
  Versprach, an ihrem Busen mich zu halten;
  Er war in Wahrheit keiner von den flächern.

Die andre wollte in ihr Haar mich falten;
  Das Haar war wirklich, obgleich grün, doch reizend;
  Die Muscher wollten sie zum Kamm gestalten.

So sich vor mir mit allen Reizen spreizend,
  Versuchten eifernd sie an mir ihr bestes,
  Wettbuhlerisch um mein Gefallen geizend.

Ein Triton auch versprach, am Tag des Feste;
  Der großen Wasserkönigin zu blasen
  Auf meiner Muschel an dem Hauch des Westes,

Und dazu tanzen sollten seine Basen.
  Die schönen Basen fingen an zu knixen,
  Und Wasser schnob der Vetter aus den Nasen.

Mich haschen wollte eine von den fixen;
  Doch fixer war die Muschel zu entfliehn,
  Und ließ im Stich den Triton und die Nixen.

Die schöne Kraft, die mir ein Gott verliehn,
  Zu glänzen an des Himmels Licht, ich wollte
  Sie nicht in's Dunkel nieder lassen ziehn.

Mir war bewußt schon, was ich werden sollte,
  Obgleich, bis einst mein Ziel ich durft' ersteuern,
  Noch manche Welle hin und wider rollte.

Ich wollte nicht den schönen Ungeheuern
  Heimfallen, welche keine Seele haben,
  Ich hatte schon vernommen von den treuern,

Die ausgestattet sind mit höhern Gaben
  Von innen, doch von außen her mit mindern:
  Ein Menschenauge sollt' an mir sich laben.

So fteuert' ich, und ließ durch nichts mich hindern,
  Mit jedem Wind dem festen Land entgegen,
  Um mich zum Schtmuck zu bringen seinen Kindern.

Ich suchte wohl das Land auf vielen Wegen,
  Ich sah auch oft das Land, doch nie am Lande
  Mich abzusetzen war's dem Glück gelegen.

Einst schlief ich unter dumpfem Wellenbrande
  Nachts ein, und als ich Morgens früh erwachte,
  Daß ich mit meiner Muschel fest im Sande;

Am Lande war ich, ohne daß ich's dachte.
  Als ich's gewahr ward, wollt' ich mich besinnen,
  Was ich nun, weiter fortzukommem machte?

Da kam ein Knab' und nahm mich rasch vonhinnen.