18.
Sie schwiegen; und ich war's, der nicht geschlafen.
Aufhorcht' ich lauschend von des Busens Flore,
Wie sie zum Doppelsingen Anstalt trafen.
Es sang die Perle schmelzend zu dem Ohre,
Der Edelstein sang feurig zu dem Herzen.
Da war es mir, als ob sich zu dem Chore
Geselle wollte auch das Licht der Kerzen.
Es konnte vorderhand doch nichts als leuchten;
Daß es zu Wort nicht kam, schien es zu sch1nerzen.
Sie sangen mit der heißen Stimm' und feuchten:
Heil uns und Heil der Liebe Lichtgewalten,
Die trübe Todesnebel von uns scheuchten;
Daß wir, des Nassen Kinder und des Kalten,
Empor gehoben zu dem Sonnenhügel,
Die Stimmen klingend in einander falten!
Die Liebe kam, ein Kind auf gold'nem Flügel,
Versprach, uns zu erlösen aus dem Drucke
Der Welt, des Markts verworrenem Geklügel.
Sie sah uns an; in ihres Blickes Zucke
Ward es uns klar, wozu bestimmt wir waren:
Zum Schmucke des, was selb uns dient zum Schmucke.
Wonach die Perle durch das Meer gefahren,
Wonach der Edelstein im Schacht geblitzet,
Wonach die beiden dann in Tag und Jahren,
Vom Weltgewühl erkältet und erhitzet,
Gerungen und gestrebt, getrachtet haben,
Bald zweifelnd, ob die Welt es noch besitzet,
Ob es im Meer, im Abgrund liegt begraben,
Das ist uns durch die Liebe nun gefunden,
Und eben da wir's gar verloren gaben.
Sie nahm uns aus der Hand gehäss'ger Kunden
Und trug uns zu Vulkanens Feuerstätte,
Mit dem sie feste Freundschaft hält verbunden.
Er schmiedete der Perl' ein Muschelbette,
Darin sie schwebte wie in Hangematten,
Er sschmiedete dem Edelstein die Kette.
Zum Schweben kam die Kett' auch ihm zu statten,
Gleich einem aufgehangnen Himmelsterne.
Sie trug uns her, uns schwebend hier zu gatten.
Nie dachten wir im Meer, im Erdschacht ferne,
Wo wir die Bande der Natur getragen,
Daß die der Kunst wir trügen hier so gerne.
Wie sollten wir den Banden uns entschlagen,
Wo ich, die Perle, nun mit Anmuth schiffe
Dahier um's Ohr im neuen Muschelwagen,
Nicht fürchtend Scheiterung am holden Riffe,
Und ich, der Edelsinn, planetisch kreise
Um dieses Busens Sonnen-Inbegriffe?
Uns aufgehangen hat die Liebe leise,
Die über uns mit stillen Blicken wacht,
Daß wir nicht werden irr in unserm Gleise.
Sie hat uns in ihr Heiligthum gebracht
Und lächelnd uns gelehrt, daß wir erkannten
Des uns vertrauten Amtes Würd' und Macht.
Wir zwei elementarischen Verwandten
Sind hier geworden an dem Hof der Liebe
Des Meers und festen Landes Abgesandten;
Daß aller Welt es offenkundig bliebe,
Wie Meer und Erde bieten Huldigungen
Der Liebe, der Beherrsch'rin aller Triebe.
Drauf hat die Liebe selb dies Lied gesungen: