21.
Da rüstete die Kerze sich mit wackern
Anstrengungen in einem hellen Zucke,
Wie vor'm Verlöschen, flammend auszuflackern.
Jetzt sah ich noch in ihrem Doppelschmucke
Die Liebste, und sie hielten meine Hände;
Dann war mir's, alsob man sie mir entrucke.
Da wandelten sich alle Gegenstände,
Daß es mir ward, alsob ich aufgehoben
In eines Himmels Frühlingsreich mich fände.
Gestirne kreisten an den Decken oben;
Zu Blüthenlauben mit verschlungnen Zweigen
Waren die Hände um mich her gewoben.
Erst herrschte rings ein feierliches Schweigen;
Dann hört' ich einen Frühlingsodem gehen
Und sah die Zweig' und Lauben ihm sich neigen,
Und die Gestirne sah ich ihm sich drehen.
Ich zweifelte zu sehen und zu hören,
Was gleichwohl ich mich hören fühlt' und sehen.
Ich hörte singen aus dem Laub in Chören
Von tausend liebetrunknen Nachtigallen,
Und Silberquellen sprühn aus tausend Röhren
Laut eiferten die tönenden Krystallen,
Die einen sangen und die andern rauschten,
Und alles war ein hell Zusammenschallen,
Ein Wechselgruß, den unter sich sie tauschten,
Deß Wiederkehr war ew'ger Preis der Liebe,
deren Hauch sie sich und mich berauschten.
Da ich nun Alles so dem schönsten Triebe,
Der Liebe, huld'gen sah und hörte, fragte
Ich liebentbrannt, wo denn die Liebste bliebe.
Da sah ich, daß ich's kaum zu glauben wagte:
Auf einem Bett, gepsühlt von weichem Moose,
Das rings ein stiller Blumenflor umhagte,
Sah ich, umfächelt von des West Gekose,
Die Liebste schlummernd in sich selb sich schmiegen,
Verwandelt in die allerschönste Rose.
Die Büsche lauschten und die Lüfte schwiegen,
Um nicht die süße Rose zu erwecken,
Wie ihres Busens Füllen athmend stiegen.
Die Kerze aber sah mit einem kecken
Blick drein, als Sonne, von des Tisches Zinnen,
Mit Licht die Rose strömend zu bedecken.
Da sah ich diese höhern Glanz gewinnen;
Mir war's, alsob an ihr was funkl' und perle,
Ich blickte hin: als Tropfen Thau lag drinnen
Der Edelstein, und außen hing die Perle.