Flor und Blankflor 6 von 6

                             6.

                           1835.

Zu Trümmern ist noch nicht das Schloß geworden,
  Das fränkische, wo ich mehr Lieder sang,
  Als auf der Wartburg jener Sängerorden.

Er aber, den gefreut mein Liederklang,
  Der alte Burgherr ritterlichen Wuchses,
  Um den sich meiner Jugend Ranke schlang;

Er, meines ersten Lorbeers oder Buchses
  Nachsicht'ger Pfleger der ihn nie beschnitt,
  Dahingegangen ist mein guter Truchseß.

Mit dem ich oft die Bettenburg umschritt,
  Die gastliche, wo ich fast Heimrecht hatte;
  Zum Grab gelangt ist längst sein müder Tritt,

Kühl über seiner Ruhe sei der Schatte,
  Und feierlich der Abendlüste Spiel
  Mit des von ihm gepflanztetr Haines Blatte!

Dies Lispeln auch von müß'gem Dichterkiel
  Soll ihm geweiht zum Angedenken dauern,
  Nicht weil es mir, nur weil es ihm gefiel.

Fort wachs' es mit dem Moos der alten Mauern,
  Und mit den Gräsern unter jenem Baum,
  Die dort noch flüstern bei der Nachtluft Schauern

Von Flor und Blankflor den idyll'schen Traum.