Die jüngste ungeduldigste von allen

(Die drei Quellen)

Die jüngste ungeduldigste von allen
  Sprach, eh' sie von den andern scheiden ging:
  An jenen Blumen hab' ich Wohlgefallen.
Und ist dazu der einzige Beding,
  Mit Flut zu nähren sie; was säum' ich lange?
  Die Fülle meiner Flut ist nicht gering.
Gleich soll mein Strahl als eine Wasserschlange
  Zu Tage brechen, durch den, ersten Spalt
  Der Felsen, den ich find' auf meinem Gange.
Und lockend murmeln will ich auch alsbald,
  Neugier'ge Blumen damit anzuziehen;
  An mir zu nehmen ihren Aufenthalt.
Zum Scherze will ich vor mir selber fliehen;
  Bald will ich mich in raschem Lauf ergießen,
  Bald stille stehn, wo's mir am schönsten schien,
Bald mit bedächt'ger Eile zögernd fließen;
  Doch Blumen sollen dabei allemal
  Hauptsache sein, ich will sie recht genießen.
Erst sollen's kleine sein, wo ich bin schmal,
  Da lass' ich ihnen, wenn sie wollen hüpfen
  Von einem Rand zum andern, freie Wahl.
Die beiden Ufer soll mir so verknüpfen
  Des kleinen Volks Verkehr und Handelschaft,
  Dazwischeu will ich rechnend niederschlüpfen.
Und wenn ich etwas kommen bin zu Kraft,
  Wo schon die Ufer auseinander weichen,
  Soll Gras und Blum' auch treiben höhern Schaft.
Sie sollen mir zu ordentlichen Reichen
  Sich bilden nun und angewurzelt stehn,
  Sodaß sie angesess'nen Bürgern gleichen,
Mit Füßen nicht her- und hinüber gehn,
  Doch wohl sich nachbarlich mit leisem Rauschen
  Zugrüßen und sich in die Augen sehn,
Auch über mich hin ihre Düfte tauschen,
  Und zwar soll dies geschehn nicht allzuhoch,
  Das; ich darunter mich kann dran berauschen.