Wer nun die Knaben und die Mägdlein kennt¶
(Die drei Quellen)
Wer nun die Knaben und die Mägdlein kennt,
Und wie so schwer sie immer sind zu scheiden
Der weiß, wie da die kühIe Flut sie brennt.
An ihrer Ungeduld will ich mich weiden;
Dann hab' ich aber mir auch ausgedacht,
Wie ich zuletzt zu Hülfe komme beiden.
Dort jenem Weidenstamme wink' ich sacht,
Der schon geneigt ist, und auf meine Bitte
Legt er nun ganz hinüber sich mit Macht.
Das ist von meinen Brücken schon die dritte.
Die Knaben nahn und drüber sind sie jetzt,
Und lesen Blumen in der Mägdlein Mitte.
An solchem Spiel hab' ich mich lang ergötzt,
Mich schmückend mit der Blumen Kinderorden;
Doch mit den Jahren kommt der Ernst zuletzt.
Ich bin ein Mann, ein Strom bin ich geworden,
Der Schiffe trug und manche Mühlen trieb,
Und Städt' und Dörfer sah an beiden Borden.
Doch immer blieben mir die Blumen lieb;
Sie liebt' ich nur nach größerem Maaßstabe,
Je weit're Kreise meine Flut beschrieb,
Und werde so sie lieben bis zum Grabe.
Bekränzte Hügel, spiegelnd in der Flut,
Sind jetzo meines Busens Blumenhabe,
Und jener Wald ein Strauß auf meinem Hut.
Und wie die Ufer sich erweitern, steiget
Aus mir manch Blumeneiland wohlgemuth;
Bis sich das Meer als ferne Aussicht zeiget
Ach, vor dem Meer empfind' ich einen Graus;
ich weiß nicht, ob's den Blumen ist geneiget?
Das Lüftchen sprach von Wolk- und Wogenbraus.
Doch wie es sei; ich bin zur Fahrt entschlossen;
Lebt wohl, ihr Schwestern, jetzund zieh' ich aus.
So sprach die Schwätzerinund war entflossen;
In grader Richtung nach der Oberwelt
War ohne Umweg sie empor geschossen: