Wo sie jetzt fließen mag durch¶
(Die drei Quellen)
Wo sie jetzt fließen mag durch Wald und Feld?
Ich habe nie seitdem sie angetroffen.
Die zweite aber sprach im dunkeln Zelt:
Ich fühle mich gemischt aus ernstem Stoffen,
Und zieh' nicht in die Welt aus auf gut Glück,
Den ersten Weg ergreifend, der mir offen.
Auf Blumen halt' ich kein so großes Stück,
Und gar nichts halt' ich von den Müßiggängern,
Die unnütz vorwärts fließen und zurück.
Ich will hier erst mit Erzgehalt mich schwängern,
Und dann zu Tag in vollem Sprudel sprühn,
Um theeure Menschenleben zu verlängern.
Gesundheitsblumen die auf Wangen blühn,
Das sind die einz'gen, die ich weiß zu schätzen,
Die ich zu nähren mich will künftig mühn.
Doch was verlier' ich auch die Zeit mit Schwätzen?
Gleich will ich gehn an's Werk. Leb' wohl, Gesell!
So sprach die, und war fort in raschen Sätzen.
Sie ward seitdem ein heilberühmter Quell,
Von dem ich vieles reden hören mußte.
Da war die dritte noch allein zur Stell,
Und die war ich -- wer's etwa noch nicht wußte.
Da wollt' ich auch allein nicht bleiben dort,
Nach meiner zwei Gespielinnen Verluste.
Gehört einst hatt' ich ein verlornes Wort
Von einer Stadt, wo's gäbe viele Leute;
Und mir gefiel am besten solch ein Ort,
Weil ich Gesellschaft von Natur nicht scheute.
Drum hab' ich einer Stadt mich zugewandt,
Und fließe hier in dieser Stadt noch heute.
Ich höre selbst mich Stadtquell gern genannt;
Doch wollt' es in der Stadt mir nicht behagen
Im Anfang, als ich noch nicht war bekannt.
Da war ein Rasseln und Getöß von Wagen
Und Reitern, und dazwischen solch ein Staub,
Daß mir der Odem wollte schier versagen.