An meinen beiden Ohren ward ich taub

An meinen beiden Ohren ward ich taub,
  Daß ich mein eignes Murmeln nicht mehr hörte;
  Und nie im Jahre sah ich Gras noch Laub.
Wenn man mich Nachts sogar im Schlafen störte,
  Verflucht' ich oft mein feindliches Geschick,
  Das in die Stadt zu wandern mich bethörte.
Und Niemand Gutes gab mir einen Blick:
  Die jungen Herrn, die hoch nach Fenstern schielten,
  Erniedrigten nach mir nicht ihr Genick.
Nur Kinder kamen zu mir, welche spielten,
  Und außerdem nur noch der Mägde Schaar,
  Die mich mit rohem Plaudern unterhielten.
Nichts ward ich von der feinen Welt gewahr,
  Wenn ich nicht etwa Schatten dort sah schweben,
  Wohin der Herrlein Blick gerichtet war.
Dorthin gelangt wär' ich gern für mein Leben;
  Doch mußt' ich weit noch durch der Stadt Gewirr
  Umgehn, bis ich dahin mich konnt' erheben.
Sie trugen mich in allerlei Geschirr
  Nach Haus, zu brauchen mich und zu mißbrauchen,
  So sehr, daß ich oft an mir selbst ward irr.
Das schlechtste mußt' ich in mich lassen tauchen.
  Dann fiel ich meist in meines Feinds Gewalt,
  Des Feuers, daß ich sieden mußt' und rauchen.
Selbst in der Armuth dürft'gem Aufenthalt
  Kam ich als laue Mischung nur zu Ehren;
  Mich mochte Niemand, war ich rein und kalt.
Sie pflegten sich gar wohl noch zu beschweren,
  Wenn sie mich schmeckten irgendwo heraus,
  An Supps und was sie mochten sonst verzehren.
Am meisten litt ich in des Gastwirths Haus,
  Der regelmäßig seinen Wein erfrischte
  Mit mir vorm Mittags- und vorm Abendschmaus.
Die Mischung, die er so gewonnen, tischte
  In schönen Gläsern er den Gästen auf;
  Er selber trank im Krug das ungemischte.