Doch ist’s nicht zu verkennen¶
(Die drei Quellen)
Doch ist's nicht zu verkennen, daß ich's bin,
Die hier entlockt ein blumiges Gewebe
Den Fingerspitzen mancher Stickerin.
Da wachsen Blume, Ranke, Zweig und Rebe,
Ein ganzer farbenreicher Frühling wächst,
Und täuscht mit Lust den Blick, als ob er lebe.
Das ist, bei Gott, nicht minderdoch gehext
Von Kunst, nur einer minder anspruchvollen,
Als der, die auf's Papier Buchstaben klext,
Die für die Ewigkeiten dauern sollen,
Indeß der Nadel zarte Schilderein
Für einen Augenblick nur leben wollen.
Und fragt sich, welches schwerer möchte sein?
Ich dächte, Damen kämen eh'r zu Rande
Mit Versen noch, als Herrn mit Stickerein,
Doch thue jedes, was es ist im Stande.
Hätt ich's zu thun, so strickte ein Geschlecht
Wetteifernd hier für's andre seine Bande.
Der Dichter wöb' ein blumiges Geflecht
Leis' um die Frauen her aus bunten Reimen;
Die Frauen gäben ihm dafür ein Recht
Auf Blumen auch, die ihrer Hand entkeimen;
Und alles wär' im schönsten Blumenbund,
Im öffentlichen oder im geheimen.
So etwas ward dir draußen niemals kund
Auf deinem Feld, du Schwesten. Und du zweite,
Die du die Kranken machen willst gesund!
Du dünktest dich vor allen die gescheite;
Doch bin ich wohl so klug als du, wenn gleich
Ich nur Gesunden Labung hier bereite.
Zwar wirft der Arzt mir vor, ich mache bleich;
Doch feine Bläss' ist schöner oft alg Röthe:
Das ist gewiß, ich mache fein und weich,
Und auch gewiß ist, daß ich Niemand tödte.
Und ist das nicht die beste Brunnenkur,
Wann ich gesellig Lebenslust erhöhte?