Schmarotzer.

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Den Glauben mag das Geld dir geben oder rauben;
  Dem Armen wird man Nichts, dem Reichen Alles glauben;
Wie dieses Beispiel lehrt, das beides in sich faßt,
  Von jenem Reichen, der zum Armen sich gepraßt.
Der ein schmarotzend Heer von falschen Freunden prächtig
  Bewirthet' und dabei mit Worten aufschnitt mächtig.
Probiren wollt' er nur, was sie sich bieten ließen
  Von ihm, um seiner Gunst und Schüsseln zu genießen.
Er sprach: Ein Wunder ist in meiner Speisekammer
  Geschehn, es hing darin ein zehnpfundschwerer Hammer.
Dran machten sich die Mäus', es giebt dort ihrer viel,
  Den Hammer fraßen sie und auch den Hammerstiel.
Die Gäste sprachen all' mit lächelndem Gesichte:
  O höchst ergötzliche und glaubliche Geschichte!
Sie wurden fertig wohl in einer Nacht damit;
  Sie haben scharfe Zähn' und starken Appetit.
Die Gäste fuhren fort Mahlzeiten zu genießen,
  Bis nichts mehr übrig war, worauf sie ihn verließen.
Da sie in seinem Haus nicht kamen mehr zum Schmause,
  Besucht' er sie beim Schmaus in einem Nachbarhause.
Er sprach: In meiner Noth muß ich nur Mitleid suchen,
  Denn ausging mir das Brot und einging mir der Kuchen.
Ein einz'ger Kuchen lag in meinem Vorrathshaus,
  Den hat mir über Nacht gefressen gar die Maus.
Die Gäste sprachen all' mit lächelndem Gesichte:
  O höchst erbärmliche unglaubliche Geschichte!
Wie wurde fertig sie in einer Nacht damit?
  Die Maus hat stumpfe Zähn' und schwachen Appetit.
Halb seufzend sprach der Mann und lachend halb im Jammer:
  Ihr glaubtet, daß die Maus gefressen einen Hammer;
Und glauben wollt ihr nicht, daß sie den Kuchen fraß?
  Ihr glaubt nicht meinem Ernst, und glaubtet meinem Spaß.
Sie sprachen: Trinken ist der Ernst, wer kann ihn schlingen?
  Der Spaß war fett im Mund, und wohl hinab zu bringen;
Mit deiner magern Maus und deinem trocknen Kuchen
  Mußt du dir anderswo Mitleid und Glauben suchen.