Die Sonn' erhelle dir den Pfad des Wohlergehns!
Hör' einen Scherzbeweis vom Nutz des Frühaufstehns:
Der Perserkönig hat verschiedene Minister,
Die dienen seinem Ohr mit schmeichelndem Geflister.
Doch einen hat er, der des Dienstes sich erkeckt,
Des unwillkommenen, daß er ihn früh aufweckt;
Wach auf! die Sonne sucht ein Bild dir vorzumalen,
Wie man zu Gottes Preis am Morgen könne strahlen.
Wach auf! Kein Frühschlaf ziemt dem Fürsten und der Sonne;
Denn wirken sollen sie der Erde Licht und Wonne.
Wach auf! Lang ist die Nacht, von Klag' und Noth duchwacht,
Daß ihnen früh von dir sei Hülf' und Heil gebracht.
Wach auf! Am Morgen theilt der Himmel Glück und Rath,
Die niemand nöth'ger als ein Volksberather hat.
Der König aber hat beim fröhlichen Gelage,
Bei Saitenspiel und Wein die Nacht gemacht zum Tage,
Nun möcht' er einen Theil des Tags zur Nacht auch machen;
Und immer muß er früh vom schönsten Traum erwachen.
Nicht länger hält er's aus, und zu der Unbill Rächer
Bestellt er, den mit Gold er dinget, einen Schächer.
Der soll den lästigen Besucher früh ablauern,
Wenn er den Weg zum Schloß betritt im Morgenschauern,
Ihn ausziehn und im Frost ihn nackt nach Hause schiecken,
Daß noch ein Stündchen Schlaf den König mög' erquicken.
Der Räuber lauert und beraubt der Kleider ihn,
Da eilt er nur nach Haus, um andre anzuziehn.
Doch so verspätet kommt er erst zum Schloß, da schon,
Die Großen um ihn her, der König saß zu Thron.
Entgegen lacht ihm der: Wie werden wir es strafen,
Daß unser Wetter heut sein frühes Amt verschlafen?
Er spricht: Die Schuld fürwahr ist nicht an mir gelegen,
Ein früher Räuber nahm das Kleid mir auf den Wegen.
Der König spricht: So ist zu Haus und Hof dir kommen
Nun, was du immer rühmst von Frühaufstehens Frommen.
Denn wärst du mir zu Leid so früh nicht aufgestanden,
So wäre dir dein Kleid gekommen nicht abhanden.
Der Wecker aber spricht: des Frühaufstehens Frommen
Ist ungeschmälert, nur bin ich heut drum gekommen.
Den Segen hat statt mir dem Räuber es gebracht,
Weil früher noch, als ich, er sich hat aufgemacht.
