Zur rechten Zeit den Mund aufthun ist, lern' es nun,
So gut, als schlimm ihn zur unrechten Zeit aufthun.
Der Reiher hat's gelernt, als er das Fischlein fing,
Das durch das Aufthun nur des Mundes ihm entging.
Ein kleines Fischlein war's, er war ein großer Reiher,
Dem stand als Fischbereich zu Dienst ein großer Weiher.
Doch war ihm tagelang geglückt kein großer Fang,
Bis ihm mit größter Noth der kleinste nun gelang.
Das Fischlein schwebte bang im Schnabel vor'm Verschlingen;
Es hatte lebenslang viel nachgedacht den Dingen,
Doch mit dem Herzen nur, nie mit dem Mund gesprochen,
Und stumm als wie ein Fisch sein Schweigen nie gebrochen.
Doch jetzt entschloß es sich die Lippen auszuthun,
Und sprach zum Reiher: Freund! halt an! was willst du thun?
Ein kleines, das nicht satt dich macht, willst du verschlingen,
Und um die großen, die's dir bringen kann, dich bringen.
Ich bin der jüngste Sohn des Königes der Fische;
An meinem Leib davon siehst du dies Goldgemische.
Wenn du mich lässest los in meines Vaters Schooß,
Ist seiner Dankbarkeit kein Lösegeld zu groß.
Er soll vom Weihergrund an jedem Tag dir schicken
Zwölf Fische fett und rund, die mögen dich erquicken.
Ein Königsvaterherz, was gilt ihm wohl ein Haufen
Des Volkes, wenn es gilt sein Söhnlein loszukaufen?
Doch komm' ich um, so wird der Hof anlegen Trauer,
Ganz still sich haltend in des See's krystallner Mauer.
Dann kommt wohl tagelang dir keiner zu Gesicht;
Ich weiß, es ist dein Fang auch jetzt schon reichlich nicht.
Dann aber soll dein Lohn, bei meines Vaters Thron,
Ein königlicher sein, schwör' ich als Königssohn
Das schwör' mir noch einmal! der Reiher wollt' es sagen;
In's Wasser glitt der Fisch vom Mund statt in den Magen.
Mit offnem Schnabel starrt er nach: »He! Königssohn!«
Doch der war taub und stumm, und machte sich davon.