Og, der Riese.

Og, der Riese, Sohn des Enak,
  Größter aller Enakskinder,
  Der die Sündfluth überlebte,
  Sterben mußt' er doch nicht minder.
Da die Sünder all' erkranken,
  Die nicht in der Arche saßen,
  Reichten ihm an's Knie die Fluthen,
  Als sie vierzig Ellen Maßen.
Wozu hat der Sünder feuchten
  Untergang nun Gott berathen,
  Wenn die Kleinen nur ertrinken
  Und hindurch die Großen waten?
Og, der Riese, saß am Berge,
  Bot der Welt den Morgengruß;
  Seine Scheitel war im Himmel,
  Und das Meer zu seinem Fuß.
Frühstück wünschend, langt er nieder
  In des Meers fischreiche Tonne,
  Greift den Wallfisch, und zum Braten
  Hält er ihn empor zur Sonne.
Wenn er will ein Volk vertilgen,
  Räuspert er einmal und spuckt,
  Und vom plötzlichen Ergusse
  Werden Leut' und Land verschluckt.
Als nun Mose durch die Wüste
  Führt die Kinder Israels,
  Manna oder Wachteln speisend,
  Trinkend Brunnen aus dem Fels,
Naht zum Angriff Og, der Riese,
  Den nicht jener mit dem Stabe
  Kann abschlagen, denn er ist
  Gegen diesen Mann ein Knabe.
  Aber Allah zur Errettung
  Sendet seinen Abgesandten,
  Widhopf-Hudhud, dessen Schnabel
  Er ließ werden diamanten.
Ueber's Haupt emporgehoben,
  Ohne daß der Hals sich bog,
  Einen losgerißnen Bergkamm
  Trägt, zum Angriff schreitend, Og.
Wann er näher ist gekommen,
  Wird er ihn aufs Lager werfen.
  Aber Hudhud sitzt schon droben,
  Pickend mit des Schnabels Schärfen;
Pickt ein Löchlein in die Krone,
  Groß genug für's Riesenhaupt;
  Und der Riese fühlt am Halse,
  Was er auf der Scheitel glaubt.
Mit dem Mühlstein über'm Nacken,
  Mit dem Bergkranz um die Kehle,
  Aus der Brust den Felsenkragen,
  Stöhnt er aus die Riesenseele.