Dann, den beseeligenden Ruf empfangend

Dann, den beseeligenden Ruf empfangend,
  Geleitet aufwärts zum olympischen Saale,
  Froh ausgenommen wird bei'm Göttermahle,
  Den Bräutigam, ans ewig nun, umfangend:
Den Todeschmuck hat sich dein Geist ersonnen,
  O Raphael, und dann sich heimgewendet,
  Eh' auf der Wand das Bild war ausgeühret.
Doch solche Schüler waren dir gewonnen,
  Die haben, was du schufest, so vollendet,
  Daß man im Werke deinen Geist noch spüret.

                      6.

Auf Monte Mario bin ich heut' gestanden,
  Und habe dort, da ich im warmen Glimmen
  Der Abendlichter Roma's Welt sah schwimmen,
  Gedacht, wie's wintert jetzt in deutschen Landen.
Da pflückt' ich Eichlaub, das mir kam zu Handen,
  Als müßt' ich es zu Sträuchen euch bestimmen;
  Und wie für euch las ith beim Niederklimmen
  Am Hügel bunte Muscheln, die sich fanden.
Dürr wird das Laub der immergrünen Eichen,
  Die Müschelchen zerbröckeln sich zu Spreue,
  Eh' ich sie euch kann senden oder reichen.
Doch wag ich oft gefühlt, fühl' ich auf's neue:
  Daß mich nichts fremdes freuet, wenn ein Zeichen
  Ich euch dabei nicht gebe, daß mich's freue.

                       7.

Ich weiß nicht, wie es kommt an jedem Abend,
  Wenn mit den Blicken Rom ich überfliege,
  Wo hinter Hügeln dort in goldner Wiege
  Die Sonne sinkt, sich hell in Duft begrabend:
Wie bei dem Anblick zanberisch und leidend
  Ich stets der süßen Täuschung unterliege,
  Alsob im Westen dort die Heimath liege,
  Da ich doch herkam sie im Norden habend.