Lorbeer und Myrthe

  Lorbeer und Myrthe; ihr zwei unzertrennlich,
  Myrthe so weiblich, und Lorbeer so männlich,
  Seid ungetrennt mir den Beiden im Kranz!
Kann ich gleich hier von den Zäunen euch brechen
  Wahrlich doch brech' ich euch nicht so vom Zaun!
  Lorbeer, der darf wohl zum Bräutigam sprechen,
  Der sich in Waffen ließ ritterlich schaun.
  Und, will Erinnerung mich nicht betrügen,
  Was sie mir vorhält von Zeichen und Zügen,
  Darf sich die Myrthe zur Braut auch getraun.
Aus sorrentinischem Wald der Citronen,
  Der in der Milde des Winters gereist
  Goldene Früchte in laubigen Kronen,
  Und zur Verändrung dass Blühn nun ergreift,
  Hol' ich die schönsten der Früchte, der Blüthen;
  Mögen den Glanz und die Düfte sie hüten
  Draußen, wo rauherer Wind sie bestreift!
Schön ist's ein Bann! der Citronen zu prangen;
  Immer nur thut er, was wohl ihm beliebt,
  Bringet die Frucht, eh' die Blüthe vergangen,
  Die aus der Frucht sich von neuem ergiebt.
  Diesen gedoppelten südlichen Segen
  Kann auch im Norden die Liebe wohl hegen,
  Wenn sie je wieder von neuem sich liebt.
Heiße Granaten, ihr feurigen Herzen,
  Die sich erschließen, wann Sommer erglüht!
  Jetzt da die Lüste des Lenzes noch scherzen,
  Hab' ich nach euch nur umsonst mich bemüht,
  Dennoch so breeh' ich zwei Knospen, verschlossen,
  Mystische Bilder von zweien Genossen,
  Denen ihr Sommer noch schläft im Gemüth.
Lieblich erröthende Blüthe der Mandeln,
  Ach wie so schnell ist um dich es gethan.
  Lüfte des Lenzes, die über dich wandeln,
  Nehmen dich hin, eh' die Augen dich sahtn.
  Flocken, die hier von den Bäumen ihr waltet
  Streuet euch, daß ihr vergebens nicht fallet,
  Streut euch zwei Liebenden dort auf die Bahn!