An die Gezweige des Baumes der Feigen
Hab' ich mit forschendem Auge gebückt,
Ob er nicht wolle die Blüthen auch zeigen,
Er, der mit Früchten uns dreimal erquickt.
Aber da ward mir von Blüthen nichts ruchtbar;
Ist er auch blüthenlos, ist er doch fruchtbar
Ob nicht sein Blatt auch zum Kranze sich schickt?
Aber sich drängen so still und bescheiden
Her die Oliven; ihr Grün ist ein Grau;
Dennoch vom Kranze nicht soll man sie scheiden;
Klebet an ihnen nicht köstlicher Thau?
Ihre Gezweige sind häuslicher Frieden,
Und in dem Saft ist die Fülle beschieden,
Wie einst der alttestamentlichen Frau.
Unter der Pinie schwebendem Schatten
Breiten sieh Teppiche blumengestickt,
Wo die so farbigen Farben sich gatten,
Wie sie kein Maler in Träumen erblickt.
Das sind die freudigen bunten Ranunkeln;
Alle der Schaar, die am herrlichsten funkeln,
Sind euch im Geiste zur Hochzeit geschickt.
Alles, was dort auch die Gärten nur hüten,
Wächst hier behaglich im Freien so hin.
Also auch brech' ich mit blaulichen Blüthen
Hier vom gewaltigen Waldrosmarin.
Nordwind, die Zweige der Kraft nicht beraube,
Daß sie ersprossen und werden zur Laube,
Wo ihr zu Dreien könnt sitzen darin!
Leider verblüht sind die blauen Violen,
Aber die blüh'n euch nun selber wohl ja;
Dafür so will ich die gelben euch holen,
Wo ich sie neulich hoch über mir sah:
Des Kolisee's kolossalischen Trümmern,
Ohne sich um die Verwüstung zu kümmern,
Sind sie entsprossen, euch pflückt' ich sie da,
Eitles Geschäfte, bergebliche Sorgen,
Nichtiges Streben, verlorene Mühn!
Meinst du, sie brauchen von Trümmern zu borgen