Tiberius, versteckt im schroffen

Tiberius, versteckt im schroffen
Geklipp, in scheußlichen Lüsten ersoffen.
Ich aber wandte rechts den Blick,
Wo um ein liebliches Verstrick
Von Blüthen, das den Strand berankte,
Mein Kahn auf glatten Wogen schwankte.
Vorsprünge von Felsen vielgestaltig,
Abhänge von Hügeln mannichfaltig,
Mit Reben hier und dort mit Halmen,
Mit Pinien hier und dort mit Palmen,
Die Häuser zwischendurch gestreut,
Neu-alterthümlich und alt-erneut.
Dann Trümmer aus dem Meere ragend,
Von untergegangener Prunkwelt sagend,
Als hier der Römer gebaut am Strand,
Dem zu eng war das feste Land,
Und der zu belasten das Meer gewußt
Mit den Gebänden seiner Lust.
Ich fragte jetzt nicht viel nach denen,
Mich zogen an die stillern Scenen,
Die Gärten, die in's Meer her hingen,
Wo oben die Gärtner, die Winzer, gingen;
Die Treppensteige, die schmal sich wanden
Herab, wo die Kähne, die Fischer standen.
Ein Fischer athmend stieg hinauf,
Er trug die Fische zum Verkauf,
Oder er tauschte vom Gärtner wohl
Um den Fisch die Frucht und den Kohl.
Zwei Alte saßen im Geschwätze,
Und besserten zerrissne Netze.
Seitab am Strand das Fischermädchen
Spann an der Spindel ein feineres Fädchen;
Ihr dürfte, wenn sie wollte angeln,
Gewiß der beste Fang nicht mangeln.
Doch Knaben wateten im Wasser,
Sie suchten Austern für städtische Prasser,
Oder Muscheln für sich zum Spiel,
Bis ihnen mein Kahn in's Auge fiel.