Lied am Vesuv.

      Lied am Vesuv.

Der Vesuv, an dem wir hausen,
  Der mit einem Ausbruch droht;
  Bis die Lavaströme brausen,
  Schreckt uns weiter keine Noth.
Wer in hohen Häusern wohnet,
  Hat vom Einsturz mehr Gefahr;
  Meines bleibt vielleicht verschonet,
  Weil es immer niedrig war.
Räumen sollten wir die Hütten,
  Wo die Väter wohnten? Nein!
  Bis der Sturm sie wird zerrütten,
  Reißen wir nicht selbst sie ein.
Süße Vaterlandes-Erde,
  Zwar von Lava schwarz gestreift,
  Wo noch weidet meine Heerde,
  Wo noch meine Traube reift.
Meine Heerde will ich weiden,
  Meinen Most in Scherben thun;
  Was da kommt, ich will es leiden,
  Und solang in Frieden ruhn.
Als die Asche kam zu regnen,
  Wurden Städte dort bedeckt!
  Dieses kann uns auch begegnen,
  Doch es hat uns nicht geschreckt.
Fruchtbar wird der Boden werden,
  Wann der Sturm vorbeigeflohn!
  Enkel weiden meine Heerden,
  Trauben keltern wird mein Sohn.
Knabe sieh, die Nacht will dunkeln,
  Treib' die Heerde langsam ein!
  Nächtlich soll im Becher funkeln
  Unser Christithränenwein.