Auf ein Blatt des Maler-Denkbuches

Auf ein Blatt des Maler-Denkbuches einer
             Kunstfreundin.

Leid'ger Zwang, der knappe Schneider,
  Schnitt die Zeit zu kurz mir leider,
  Die ich ans Florenz darf wenden,
  Und es fehlt an allen Enden.
  Wie ich es auch an mag fangen,
  Vorn und hinten will's nicht langen.
  Von dem Morgen bis zum Abend,
  Laufeud, rennend, schnaufend, trabend,
  Hab' ich doch in manchen Straßen
  Manches unbesehn gelassen;
  Und auch was ich angeschauet,
  Ist deshalb noch nicht verdauet.
  Der Paläst' und Kirchen Menge,
  Und der Galerien Gedränge,
  Und die alten Malernamen,
  Die mir nie zu Ohren kamen;
  Alterthum anf allen Schritten,
  In der Stadt des Volkes Sitten,
  Draußen vor dem That die Landschaft,
  Und dazu noch die Bekanntschaft.
  Kostet's Zeit erst sie zu schließen,
  Fehlt dann Zeit sie zu genießen;
  Eh' man lernt einander kennen,
  Muß man wieder weiter rennen.
  Selbst zu langen Abschiedszeichen
  Will die kurze Zeit nicht reichen.
  Enger Raum ist uns gegeben;
  Füllen wir das Blättchen eben!
  Die ihr, euch in Düfte tauchend,
  Wenig ird'sche Stoffe brauchend,
  Ohne Pinsel und Palette
  Malt mit Malern um die Wette,
  Aus gespalt'nen Federspitzen
  Laßt des Lichtes Funken blitzen,
  Lockt aus einfach schwarzen Säften
  Farbenglanz mit Wunderkräften;