Die ihr könnt nach Wohlgefallen
Bald als Laut vor'm Ohre wallen,
Bald mit bildenden Gewalten
Vor den Augen euch gestalten;
Die ihr könnt nach eignen Wahlen
Musiciren oder malen,
Bildhau'n, zeichnen, kupferstechen,
Die ihr alles könnet -- sprechen;
Musen, auf! mit eurem Tande
Füllt das Blättchen bis zum Rande!
Daß dies Blatt mit seinem Spruche
Sich vor keinem Blatt im Buche
Schämen müsse, wo die Praler
Zeigten ihre Kunst, die Maler,
Die mit ihren hellsten Farben
Um des Platzes Ehre warben.
Auch mit Schreib- statt Zeichenstiften
Läßt sich ein Gedächtniß stiften.
Laß die dunkeln Hieroglyphen
Von geheimem Zauber triefen,
Und ein magisch Wirken kenne
In dem zarten Trieb der Reime!
Laßt die leichten Füße hüpfen,
Die Bewegung sich verknüpfen,
Und die Glieder sich verschlingen,
Und ein Netz zu Wege bringen!
Will von den geschriebnen Zeilen
Der Besitz'rin Blick enteilen,
Müsse schnell das Netz ihn fangen,
Und gebannet müß' er hangen,
Und nicht eh'r sich weiter lenken,
Bis uns wird ein Angedenken!
Wollt' ihr euch soviel getrauen?
Darf ich soweit auf euch bauen?
Soll ich neue Formeln häufen,
Und Beschwörungszauber träufen?
Sei es, wie das Glück es wende,
Denn das Blättchen ist zu Ende.