11.
Jetzt wird ihr Blick sich auf die Tasse senken,
Und wenn die liebe Hand sich ausgestreckt,
Wird sie die Tasse nun zum Munde lenken,
Und wenn den Trank das liebe Lippchen leckt,
Wird sie des fernen Freunds dabei gedenken,
Und wenn sie findet, daß der Thee nicht schmeckt,
Wird fremde Schuld der arme Zucker büßen,
Daß er nicht kann Abwesenheit versüßen.
12.
Wenn ich dem Schlaf des Morgens mich entrissen,
Um fortzuschreiben, was ich angefangen,
Ist stets mir bang, ob in den Finsternissen
Der Nacht das Lichtgeweb' nicht sei zergangen,
Des Liedes zarter Faden abgerissen?
Und ungegründet ist nicht dieses Bangen,
Weil ach, ein Nachthauch gnüget, daß zerstiebe,
Wie Liebe selbst, auch ein Gesang der Liebe.
13.
Heut' muss ich mich verklagen, daß in Reimen
Kein Liebeswort will aus der Feder gehn.
Da doch gewiss in ihren Honigseimen
Dort ferne Blüthen duftend offen stehn,
Soll hier davon berührt kein Lied mir keimen?
Sie haben wohl vergessen heut zu wehn
Die Lüfte, die durch Wüsten, so dazwischen,
Den Blumenstaub getrennter Palmen mischen.
14.
O gebet, eh' ich muß von dannen scheiden,
Ihr Musen, die ihr nie mich habt verlassen,
Gebt, mein Gefühl in Worte noch zu kleiden,
In Reime meine Liebe noch zu fassen;
Daß wir am festen Bilde ruhig weiden
Uns können, wo wir ziehn auf fernen Sraßen:
Denn leichter trägt's geschrieben sich von hinnen,
Als formlos gährend in bewegten Sinnen.