Sestine.

Ich stieg, ein Vogel, in der Lüfte Blau,
  Die Sonne war hinab mit ihrem Glanze;
  Im Abendsterne stand die schönste Frau
  Und schlug ein Saitenspiel alswie zum Tanze.
  Die Sterne traten an des Hinnnels Kranze
  Hervor, und horchten auf das Lied genau;
  Sie kreisten schweigend, und es fiel der Thau
  Zur Erd' hinab auf jede durst'ge Pflanze.
Ich stieg zur Erd', und sah in Pasos Hain
  Die Göttin ihren schönen Liebling kosen.
  Er war für sie nur auf der Welt allein;
  Der Eber kam, die Brust ihm zu durchstoßen.
  Es floß sein Blut auf damals weiße Rosen,
  Und sie gewannen ihren rothen Schein.
  Die Göttin sprach: Geht, Kinder, groß und klein:
  Roth soll mein Schmerz die ganze Welt berosen.
Ich sprach: O Herz! dies alles war ein Traum;
  Und was er deutet ist nicht schwer zu sagen:
  Die Liebe wirkt der Welten goldnen Zaum,
  Und ihre Ketten muß die Schöpfung tragen.
  Die Liebe füllt mit seligem Behagen
  Der Erde Tiefen nnd der Meere Schaum,
  Des Himmels Höhn, den blühnden Frühlingraum
  Füllt sie mit Rosen und mit süßen Klagen.

                   Sestine.

Wenn durch die Lüfte wirbelnd treibt der Schnee,
  Und lauten Fnßtritts durch die Flur der Frost
  Einhergeht aus der Spiegelbahn von Eis;
  Dann ist es schön, geschirmt vor'm Winter-Sturm.
  Und unvertrieben von der holden Gluth
  Des eignen Herds, zu sitzen still daheim.
O dürft' ich sitzen jetzt bei der daheim,
  Die nicht zu neiden braucht den reinen Schnee,
  Die mit der sonn'gen Augen sanfter Gluth