Blumen, die ich mit Thränen

                           5.

Blumen, die ich mit Thränen der sehnenden Liebe getränket,
  Die ich sprossen gemacht, fächelnd mit Hauchen des Weh's!
Liebe gab euch das Leben; so gebe sie heute den Tod euch:
  Seid zum Lager der Lust mir und der Liebsten geweiht!

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O ihr waukenden Tannen, und o ihr stehenden Eichen,
  O du Schattengebüsch, und ihr Bewohner darin!
Berge, Thäler und Auen, ihr blühenden! Himmel und Erde!
  Sehet mich an, und sprecht, ob ich der glückliche bin!

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Leicht zu sättigen ist, und unersätilich, die Liebe.
  Wochen und Monden lang gnügt ihr ein einziger Blick,
Sparsam zu zehren daran; dann kommt die Stund', und ein ganzer
  Himmel von Blick und Kuß stillet die hungernde nicht.

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Glühende Sonnen des Himmels! mich euerem Auge zu bergen,
  Bin ich unter die Nacht kühlender Schatten entflohn.
Doch nicht konnt' ich erlangen die Kühlungen; denn in dem Schatten
  Glüht die glühendere Sonne, die Liebste, mich an.

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Ach, daß Welten im Blühn, und schon im Frühling der Herbst ist!
  Jedes fallende Blatt mahnet an's letzte, das fällt.
Ach, so mahnt ein jeglicher Kuß der blühenden Lippe
  An den letzten, womit sterbend sie küssen dich wird.