Daß du wärest gestorben!

                              4.

Daß du wärest gestorben! so könnt' ich mit Augen der Sehnsucht
  Droben suchen dein Bild, das ich hienieden verlor.
Doch nun lebst du der Welt, und bist dem Herzen gestorben;
  Wie ich dich sehe so nah', fühl' ich so ferne dich doch-

                              5.

Ruhn sie? rufet das Horn des Wäehters drüben aus Westen,
  Und aus Osten das Horn rufet entgegen: Sie ruhn!
Hörst du, zagendes Herz, die flüsternden Stimmen der Engel?
  Lösche die Lampe getrost, hülle in Frieden dich ein.


         IX. Die elegischen Blätter an einen Freund.

                              1.

Blätter nicht, sondern Blättchen, von zitternder Silberpappel
  Streut ein herbstlicher Wind hier dir zu Füßen, o Freund.
Schön sind blühende Blätter am Baum, wenn drunter die Lieb
  Sitzt; doch auch, die auf's Grab säuseln der Liebe, sind schön.

                              2.
Eine Liebe zu leben und eine Liebe zu singen
  Hoff' ich; doch das Geschick trennte die Fäden entzwei.
Bruchstück war das Leben, es sei'n Bruchstücke die Lieder;
  Wenn du ein Ganzes lebst, sing mir ein Ganzes, o Freund!

                       X. An die Nacht.

Nacht, Allmutter des Lebens, ich preise dich, herrliche Göttin,
  Königin! keine wie du kränzet mit Sternen ihr Haupt.
Deinen umfangenden Armen entreißen sich trotzige Sonnen,
  Lieblos löschen sie uns deinen bescheidenen Glanz;
Doch wehmüthig empfängst du am Abende jegliche wieder,
  Ihr hinsterbendes Haupt bergend im duftigen Schooß.