Der stammelnde Schwätzer.

Ungleich haben getheilet die wechselnden Horrn des Jahres
 Zwischen dem Tag und dir; kränket es, holde, dich nicht,
Daß mit beginnendem Lenze die Bahn um soviel dir sich enget,
  Als sie erweitert ist ihm, der dir an Schöne nicht gleicht?
Oft dann hab' im Schlummer die längernden Tage gekürzet,
  Dich zu erwachen, o Nacht, die du mir brachtest ein Glück,
Liebliche Träume der Lieb' und liebliche Liebe dem Traum gleich,
  Blumen von Eden, wie nicht pflanzt auf den Fluren der Tag.
Aber es hat nun am Himmel die herbstliche Wage gerichtet,
  Und, o verkürzte, du nimmst weit nun Besitz von der Welt.
Säh' ich am Pole dich jetzt im Triumph, auf dem Wagen des Nordscheins,
  Sonnenverachtenden Glanz spiegeln im Schilde von Eis!
Aber zu mir auch reichet herab ein Schatten von deinem
  Herrschaftsstabe, womit Sterne du lenkest und Mond,
Deine getreuen Begleiter, die freundlichen Blüthen der Lüfte,
  Deren sich tröstet mein Herz, welches der Frühling verließ.
Siehe, sie wollen den Frühling in's Herz, in's Zimmer mir wieder
  Bringen, der Lampe dazu leih'n sie den zaubernden Strahl.
Seh' am verodeten Himmel hinab doch, o Sonne, du blickst matt,
  Matt wie die Liebste geblckt, als sie nicht mehr mich geliebt.
  Aber, o Sonn' in der irdischen Nacht, geh' leuchtend im Geist auf,
 Untergegangener Lieb' einziger Trost, Poesie!


               XI. Aus Martial.

         1. Der stammelnde Schwätzer.

                (An einen Poeten.)

 Wenn du den Mund aufthuest, so stammelst du; aber den Mund zu
 Thust du nicht, Aermster, der du reden und schweigen nicht kannst.

                   2. Schöne Versteinerung,

                    die Biene im Bernstein.

Im durchsichtigen Grab faetontischen Tropfens die Biene
  Liegt als umwölbete sie golden ihr eigener Seim.
So hat edles Begräbnis; belohnt ein edeles Tagwerk;
  so zu sterben, gewiß hat sie sich selber gewünscht.