Ich schaukelte durch’s Meer

                         2.

Ich schaukelte durch's  Meer auf schwankem Kahne,
  Und macht' auf einem Blütheneiland Rast;
  Da stand vor mir mit schimmerndem Altane
  Gebaut aus Rosendüften ein Palast.
  Die Sonne wehte drauf als goldne Fahne,
  Mich blendete der zauberische Blast.
  Doch an der Pforte stand die Fee Morgane,
  Und sprach mit Lächeln: Komm, du bist mein Gast.

                         3.

Hier ist's an dieser Statt, wo jedes Jahr
  Der Lenz vom Himmel steigt auf lichter Spur,
  Zuerst sein goldnes Füllhorn immerdar
  Ausleerend über diesem Eiland nur.
  Dann führt er nordwärts seine Blumenschaar,
  Und immer dürft'ger schmückt er Flur um Flur;
  Bis man zuletzt kaum ahnt, wie reich er war,
  Als er dahier zuerst vom Himmel fuhr.

                         4.

Hier, wo nicht Nuchtigallenmelodien
  Aus quellgetränkten Frühlingsbüschen challen,
  Wo schwebend nur des Meeres Möven fliehn,
  Und drunterhin die schäum'gen Wogen schwallen,
  Ruh' ich an meerhauchfreuchten Rosmarin,
  Und hör' im Wind und in der Woge Wallen
  Ein Lied eintöniger Melancholien,
  Dazwischen fernher theure Namen hallen.

                         5.

Ich lass am Meer; und das Gewühl der Farben,
  Das grüne Bunt um Berg und Wald und Flur,
  Das Wechselspiel von Blüthen, Früchten, Garben,
  War hinter mir geschwunden Spur um Spur.
  Und wie dem Aug' die einzlen Farben starben
  Im Grün der See und in der Luft Azur;
  Empfand mein Herz, vergessend alter Narben,
  Unendlichkeit der Lieb' und Sehnsucht nur.