In Sturm und Wogen ging ein Schiff

                         6.

In Sturm und Wogen ging ein Schiff zu Scheitern;
  Und als den letzten Rest die Fluth verschlang,
  Ward still die See, und ward der Himmel heiter,
  Und Galatea, Wogen glättend, sang:
  Die ihr noch lebt, ihr lebt! was wollt ihr weiter?
  Und die im Meer' ruhn ohne Lebensdrang.
  Baut neu das Schiff, und nehmet zum Geleiter
  Der Hoffnung Wind auf eurem neuen Gang!

                         7.
Aus luft'gem Vorgebirg faß die Sirene,
  Und sang Vorüberschiffenden Verderben:
  Die ihr vorbeirauscht auf des Lebens Scene,
  Sein Süßes suchend in der Fluth, der herben;
  Nicht lohnt sich's, daß ein Mast die Fitt'ge dehne,
  Nach anderm Gut als Liebesglück zu werben.
  Kommt, kommt an's Land! am Land hier wohnet Jene,
  Um deren Blick allein sich's lohnt zu sterben.

                         8.
In Meeres Mitten stehet ein Altar,
  Gebaut aus Perlenmuscheln und Korallen,
  Wohin man sieht an einem Tag im Jahr
  Meerbräute mit Meerbräutigamen wallen.
  Die Bräute tragen langes grünes Haar,
  Und haben Augen leuchtend wie Krystallen.
  Ein Priester steht und segnet Paar um Paar;
  Wozu im Windzug Meeresorgeln hatten.

                         9.

Tief im Gebirg, wo ungestört zu grasen
  Sich Zieg' und Reh zusammen hat gethan;
  Hört' ich aus Waldnacht eine Flöte blasen,
  Nicht wußt' ich, ob von Schäfer oder Pan?
  Und schweben sah ich über'n grünen Rasen
  Ein Bild, wofür soll ich es sprechen an?
  Für eine Nymphe von Diana's Basen;
  Für eine Hirtin, die man küssen kann?