Komm aus der Stadt

                       10.

Komm aus der Stadt, komm aus der Stadt Palerm!
  Der Frühling hat für dich geschmückt die Ville.
  Komm aus der Säle Prunk, der Straßen Lärm,
  Aus dem Getümmel, in des Haines Stille!
  Konnte! dich bei Nachtigallenklagen härm,
  Und dich errgötz' am Sommerlied der Grille!
  Ruh' aus als Hirtin, und als Nymphe schwärm'
  Aus der Komödie geh' in die Idylle!

                       11.

Komm' komm! Die Pinie will den Schirm dir halten,
  Daß Sonnengluth nicht deine Lilien steche.
  Die Quelle will sich glättend dir gestalten
  Zum Spiegel, denn sie kennet deine Schwäche.
  Zu legen zierlich dein Gewand in Falten,
  Erlaube, daß ein Zephyr sich erfreche!
  Komm! Die Natur einmal mit dir laß walten,
  Vergessend, daß ein Putztisch hier gebreche.

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Ich, Zephyr, soll dich zur Siesta laden;
  Kaum thu' ich selbst dem Schlummer Widerstand.
  Entsunken ist schlaftrunkenen Najaden
  Die Urne murmelnd in den warmen Sand.
  Es schlummern unter'm Liede der Cicaden
  Dryaden zwischen Busch und Felsenwand.
  Komm, Schöne, daß dir nicht die Gluthen schaden,
  Schlaf' auch! Die Nymphen schlafen all im Land.

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Wenn Rosen pflücken geht die süße Rose,
  Die meines Lebens Rosenkränze flicht,
  Ruft jede Ros' am Strauche mit Gekose:
  Geh, süße Rose, mir vorüber nicht!
  Warum entblättert soll ich ruhn im Moose,
  Statt auszublühn vor deinem Angesicht?
  Am Strauche jede Rose welkt; die Rose
  Verwelkt allein nicht, die dein Finger bricht.