Als meine Schön’

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Als meine Schön' um ihre zarte Hand
  Den Handschuh zog, um Rosen so zu brechen;
  Da sprach der Strauch, der sich beleidigt fand:
  Und meinst du wohl, es werde sich erfrechen
  Ein edler Dorn, die nicht zum Widerstand
  Bewehrte Hand unritterlich zu stechen?
  Doch ob sie durch's umpanzernde Gewand
  Nicht jetzt dich stechen, kann ich nicht versprechen.

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Wenn ich zu Walde geh' mit meiner Schönen,
  So gucken vor aus allen Büschen Faunen,
  Die in die siebenröhrige Flöthe stöhnen,
  Daß sie Gefallen finden an der Braunen.
  Und wenn wir gehn zum Strand hinab, so dröhnen
  Tritonen laut in ihre Meerposaunen,
  Ein Zeichen gebend allen Wogensöhnen,
  Des festen Lands Meerwunder anzustaunen.

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Dem Zeitenwechsel' hab' ich stets gedacht,
  Sei keine Vollmacht über dich gegeben,
  Da ja vielmehr dein Blick hat volle Macht,
  Die Jahreszeiten, wie er will, zu weben.
  Er wintert, wenn er grollt, lenzt, wenn er lacht,
  Doch seh' ich, daß der Frühling konnt' erstreben
  Das Recht, zu bringen neue Rosenpracht,
  Wie andrer Flur, auch deinen Wangen eben.

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Wir fuhren hin am lenzgeschmückten Strand,
  Und unser Schifflein wiegt' ein Zephyrette.
  Die Liebste bog sich lächelnd über Rand,
  Und schaute sich in Meeres Spiegelglätte.
  Da war's, als ob das Meer die Oberhand
  Gewonnen über Land und Frühling hätte,
  Da eine Rose, wie sich dort nicht fand,
  Hier lächelnd schwebt' im grünen Fluthenbette.