18.
Ich dachte, daß man schon aus diesen Gauen
Wollt' alle Räuber ihres Weges weisen,
Damit unschuldige Wanderer ohne Grauen
Es wagen dürften in's Gebirg zu reisen.
Doch wer da will noch zwei Erzräuber schauen,
Der komm' hieher, wo diese Augen kreisen!
Da liegen sie im Hinterhalt der Brauen
Und morden Seelen, ohne Stahl und Eisen.
19.
Es stand ein schöner glatter Fels am Meer,
Ein Epheu hielt mit Armen ihn umschlungen,
Den Fels zu schmücken war nur sein Begehr,
Darum er gern ihm wär' in's Herz gedrungen,
Um Nahrung dort zu saugen mehr und mehr;
Allein das harte Herz blieb unbezwungen.
Da welkt' er, und der Fels war schmuckesleer.
O Felsenherz! das ist auf dich gesungen.
20.
Du hast wohl, süße Herrin, keine Stunde
Gedacht, derweil du von mir fern bist, mein?
Es hat dir wohl verbittert keine Stunde,
Zu denken, mag des Fernen Loos mag sein?
Es soll dir auch verbittern keine Stunde;
Denn dir nicht klag' ich's, sondern Gott allein:
Ich hab', indeß du fern hist, keine Stunde
Vergessen können, süße Herrin, dein.
21.
O schöner wandelnder Zypressenbaum!
Die Sonn' hat ausgetrunken Fluß und Bach.
Der Frühling macht dem heißen Nachbar Raum,
Und jeder kühle Zephyr flüchtet nach.
Und rinnt, zu tränken dich, mein Liebestraum,
Die Quelle meiner Thränen, aber schwach;
Noch haucht, um dich zu kühlen, aber kaum,
Des Seufzers auch schon sommerglühndes Ach.