Hier sei dem Jauchzen

                       26.

Hier sei dem Jauchzen, Seufzen, Weinen, Lachen,
  Dem Wechselspiel, das Herzen zaubrisch neckt,
  Berlor'nen Thräunen und vergeb'nen Achen,
  Der eitlen Lust am Weh, ein Ziel gesteckt!
  Hier schlaf' ich ein, und will nicht eh'r erwachen,
  Als bis der Liebsten Liebekuß mich weckt,
  Oder bis furchtbar im Zusammenkrachen
  Der Welt Gerichtsruf aus dem Traum mich schreckt.

                       27.

Wann aufzurichten ihren Wuchs Zypressen,
  Und Veilchen still in Düfte zu versinken,
  Die Lilien aufzulegen zarte Blässen,
  Und Rose sich die Wange roth zu schminken,
  Vom Blüthenstaube Schmetterling zu essen,
  Und Bienenmud im Neltarkelch zu trinken
  Vergessen wird: dann wird mein Herz vergessen,
  Zu folgen, schöne Augen! euren Winken.

                      28.

Noch eh' ich war geboren, war ich euer,
  Ihr Augen! euch zum Raub vom Loos bestimmt.
  Und wirklich dann bin ich geworden euer,
  Als ich in's Feuer sah, in dem ihr schwimmt.
  Und immer mehr fühl' ich mich werden euer
  Mit diesem Blick, der mir das Leben nimmt.
  Einst einsehn werdet ihr, wie ich ward euer,
  Einst wann ihr dort als Stern' am Himmel glimmt.

                       29.

Die Hoffnung spricht: wie glauben sollt' ich's nicht!
  Die Hoffnung spricht: vom Himmel werde steigen
  Zur Erd' herab der ew'gen Sonne Licht!
  Die Hoffnung spricht, wie dürft' ich es verschweigen:
  Der Kranz, den sich die Nacht ans Sternen flicht;
  Der Kranz werd' auf ein Menschenhaupt sich neigen!
  Ich glaub' es nicht, allein die Hoffnung spricht:
  D«e Liebste werde Liebe mir erzeigen.