Daß sich die Liebste keifen

                      34.

Daß sich die Liebste keifen muß und necken
  Mit mir, und ich mit ihr, tagein hinaus,
  Daran sind ein nnd einzig schuld die Hecken
  Und Blumen, die da stehn um unser Haus.
  Wir gehn, und von dem Zaun an nächster Ecken
  Bricht sie Gelegenheit zu Zank nnd Braus;
  Und wenn mir kommen zu den Wiesenstrecken,
  So brech' ich Blumen nnd es wird ein Strauß.

                      35.

  Ich sprach: Ich liebe voller Unbestand,
  Und immer wcchseln fühl' ich mein Verlangen;
  Mich hält nicht lang' ein einz'ger Gegenstand,
  Gleich hat der Reiz des andern mich gefangen.
  Allein die Liebste, die das schlimm empfand,
  Bewegte zürnend ihre Lockenschlangen;
  Da sprach ich: Sieh! dir küss' ich bald die Hand,
  Und bald den Mund, und bald die beiden Wangen.

                      36.

  Die Rose war geschnürt in's knappe Mieder,
  Die Knospe war's aus grün-geschlitztem Sammet;
  Das preßte streng die regen Füllen nieder,
  Als sei'n sie drin zu ew'ger Nacht verdammet.
  Der Ostwind kam auf schmeichelndem Gefieder;
  Sie zu entschnüren, hat die Ros' entflammet.
  Sie ward entschnürt; zu schnüren bat sie wieder;
  Er sprach, dies Amt sei ihm nicht augestammet.

                       37.

  Amur mit glühender Fackel in der Hand
  Sprang gegen mich, wie hat er mich erschreckt!
  Dein Liebchen, rief er, schickt mich durch das Land,
  Zu suchen, wo ihr trutz'ger Liebster steckt?
  Sie misset dich, wenn ich sie recht verstand;
  Und weil ihr Blick sich nicht so weit erstreckt,
  Soll ich dich stecken mit dem Kien in Brand,
  Er ist an ihren  Augen angesteckt.