42.
Sie ist die Schönste ohne Prachtgeschmeide,
Doch ziert sie Prachtgeschmeid' nicht minder schön.
Sie wehrt nicht dem erfinderischen Kleide,
Durch seinen Reiz den ihren zu erhöhn.
Wetteifern müssen Purpur, Byssus, Seide,
Sich um der edlen Glieder Wohlgetön
Zu schmiegen, jedem Aug', das sieht, zum Neide,
Und jeder Brust, die fühlt, zum Lustgestöhn.
43.
Die Krankheit, die von deinem Reiz erfuhr,
Ging lang' aus Neid dir nach, o holde Rose!
Und als sie kam auf deine Rosenspur,
Bedrängte sie dich hart, die schonungslose!
Du aber stehst im Schutz von Gott Amur!
Was hilft es, daß die Feindin sich erbose?
Mehr kann sie nicht, als dich verwandeln nur
Aus rother Ros' in eine weiße Rose.
44.
Beglückte Wellen, eingeweiht zum Bade,
Die Glieder meiner Göttin zu umfließen!
Laßt von der euch zu Theil gewordnen Gnade
Nur einen Abfall auch die Welt genießen!
Wo durch die Flur ihr zieht, auf eurem Pfade
Laßt Lilien und Rosen sich erschließen;
Und wo ihr kommt hinab zum Meergestade,
Da machet Perlen und Korallen sprießen!
45.
Diana saß im Bad, das plätschernd rauschte!
Aktäon kam daher, der Unglückssohn.
Sie sprengte Fluth nach ihm, und er vertauschte
Sein Menschenhaupt mit Hirschgeweihen schon.
So rächt der Zorn der Götter sich. Da lauschte
Indeß im Busche dort Endymion,
Der schweigend an der Schönheit sich berauschte,
Und seht! verwandelt ward er nicht davon.