Ich sprach: Warum

                       50.

Ich sprach: »Warum mit Blicken wieder spielst du?«
  Sie sprach: »»Weil ich dies Spiel allein verstehe.««
  Ich sprach: »Warum nach jenen andern schliest du?«
  Sie sprach: »»Weil ich nach mir sie schielen sehe.««
  »Leichtsinnige! auf mein Verderben zielst du!«
  »»Empfindsamer! ist meine Lust dein Wehe?««
  »Ach, jedem, der so an dich sieht, gefielst du.«
  »»Doch mir nicht jeder, den ich so ansehe.««

                        51.

Sie will nicht, daß ich blaß mit Gram mich schminke;
  Wie roth mit Lust mich schminken sollt' ich nicht?
  Sie reicht mir Gift, und sagt mit Lächeln: Trinke!
  Wie denn mit Lächeln trinken sollt' ich nicht?
  Sie reicht die Rechte jenem, mir die Linke;
  Wie greifen nach der Linken sollt' ich nicht?
  Sie giebt die Blicke jenem, mir die Winke;
  Wie trauen diesen Winken sollt' ich nicht?

                        52.

Jüngst als ich zu der Liebe schleichen wollte,
  Vertrat den Weg mir plötzlich der Verstand,
  Und machte mir den Antrag, daß ich sollte
  Mich führen lassen fein von seiner Hand.
  Er gab sie mir, indem er freundlich schmollte;
  Doch weil ich kalt alswie den Tod sie fand,
  Zog ich die Hand zurück; worauf er trollte,
  Und mich der Liebe warmer Arm umwand.

                        53.

Im dunklen Wald begegnet' ich dem Grame,
  Und mich: wer bist du! fragte grämend er;
  Und als von mir ihm ward genannt mein Name,
  Sprach er:  Mein Freund, ich kenne dich nicht mehr.
  Bist du derselbe, nämlich', ebensame,
  Der sollst hier mit mir umging? »Eben der!
  Nun hat mich so verwandelt meine Dame;
  Und wirklich, Freund, dich kenn' ich auch nicht mehr.«