Die Göttin Iris stand

                     78.

Die Göttin Iris stand in lichtcr Zier
  Und lächelte herab vom Farbenbogen
  Der Brücke von Rubin, Smaragd, Saphir,
  Die über einem Eiland stand gezogen,
  Ihr einer Fuß auf auf Meereswogen hier,
  Und dort ihr andrer Fuß auf Meerewogen;
  Und mittendrin am Eiland saßen wir,
  Von Liebesscherz und Grazien umflogen.

                      79.

Die Nachtigall ruft mit Gekose: Rose!
  Wo bist du? was dich meinem Gruß entziehst du?
  Der Zephyr seufzend haucht im Moose: Rose!
  Wo bist du? was vor meinem Kuß entfliehst du?
  Der Quell aus Büschen sprudelt: Lose Rose!
  Wo bist du? was in fremde Spiegel siehst du?
  Die Blumen alle rufen: Rose! Rose!
  Wo bist du? unsre Kön'gin, wo verziehst! du?

                      80.

O du, aus deren Auge jene Schimmer
  Des Himmels sind gestohlne Funken nur;
  Nicht schwöre mir bei jener Sterne Flimmer,
  Die Liebesgötter hören nicht den Schwur.
  Ich schwör' es dir: wenn deine Augen nimmer
  Mir leuchten, bleibt kein Stern mir im Azur.
  Drumm, was du mir willst schwören, schwör' es immer
  Bei meinen Sternen, deinen Augen, nur!

                       81.

Es gleichet der Granate mein Gemüthe,
  Die unauslöschlich brennt in Liebesschmerzen.
  Die Blüth' in purpurfarbnem Brande glühte,
  Den fühlte keiner Frühlingslüfte Scherzen;
  Und wie verdrängt ward von der Frucht die Blüthe,
  Blutet der Apfel mit geborstnem Herzen
  Hinnahmst du, Liebe, mneine Blüthen; hüte
  Du nun im Schooß die Früchte meiner Schmerzen!