Die Lieb' ist Lieb', und wenn sie mich entzückt
In Himmelslust, ihr sterb' ich im Entzücken.
Die Lieb' ist Lieb', und wenn sie mich zerdrückt
In Todequal, ihr jauchz' ich im Zerdrücken.
Die Lieb' ist Lieb' und ihre Kette schmückt,
Es soll dafür kein Königsband mich schmücken.
Die Lieb' ist Lieb' und wenn mich nun beglückt
Ihr Weh', was brauch' ich Lust, mich zu beglücken?
83.
O die du mir mit einem Blick die Seele
Aussaugest, und mit einem Kuß mir ein
Sie flößest, die dann zitternd zu Befehle
Dir steht, um neu des Blickes Raub zu sein!
Wer schenkt wie du, daß er es wieder stehle?
Wer nimmt wie du, es süßer zu verleihn?
Entseelende Beseelerin! nie fehle
Die Freude dir an meiner Lust und Pein.
84.
Ich habe ganz die Zügel meines Lebens
In einer schönen Lenk'rin Hand gelegt;
Sie lenkt mich auf der Bahn des ird'schen Schwebens
Nach festem Punkt, den Sie im Auge hegt.
Trotzige Geister ihr des Widerstrebens,
Die ihr euch bäumend vor dem Wagen regt!
Ihr bäumet euch und schüttelt euch vergebens,
Wie Sie mit leiser Hand den Zaum bewegt.
85.
Hoch im Gebirg, ob Wald und Wolken hoch,
Bewohnt ein paradiesisches Gehege
Die Lieb' es führt hin über's Klippenjoch
Der Pfad am Abgrund über Schwindelstege.
Die Reise trat ich an, und reise noch,
Es wächst der Weg, je mehr zurück ich lege.
Und wenn ich sterbe, bleibt der Trost mir doch,
Daß ich gestorben auf der Liebe Wege.