Um Frühlingsanfang

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                        98.

Um Frühlingsanfang müssen Stürme toben,
  Das ist dem Wetterkund'gen gutes Zeichen.
  Des Landmanns goldne Ernten werden's loben;
  Doch weh dem Schiffer, den die Stürm' erreichen!
  O Liebe, die du stellst auf harte Proben!
  Gilt auch Naturgesetz in deinen Reichen?
  Gib gutes Jahr! Denn tüchtig hat's geschnoben
  Um meine Liebesnachtundtagesgleichen.

                        99.

Mein süßes Mädchen will das Meer befahren,
  Nun bitt' ich dich, o Vater Aeolus!
  Laß, ob du Schönheit ehren kannst, gewahren!
  Nimm in des Kerkers sichern Felsverschluß
  Der ungestümen Stürme rohe Schaaren,
  Und einzig frei gieb den Favonius,
  Der spiel' in meines Mädchens blonden Haaren,
  Bis er sie spielend bringt nach Syrakus.

                        100.

Ich Nachkigall fuhr über Meer einmal,
  Da stieg vor mir ein Eiland aus dem Tose
  Der Wogen auf im Morgensonnenstrahl;
  Da waren Blumen Volk, und Kön'gin Rose.
  Die Rose nannte scherzend mich Gemahl,
  Und hielt mich fest mit schmeichelnden Gekose.
  Und als davon mich trieb des Abschieds Qual,
  Versank das Eiland in der Fluthen Schooße.

                      Zugabe.

      Einzelne Uebersetzungen aus dem Sicilianischen.

  Ich armes Herz! der mich im Busen trug,
    Verschenk' an die mich, die er nennt sein Leben.
    Der Stolzen da nicht dünkt' ich gut genug,
    In ihrer schönen Brust mich aufzuheben.