Ritornelle 10-20

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10.  Geschmückt von Anmuth und gekrönt von Treue!
      So schön ist keine Blum im Frühlingsthaue,
      Wie du nur ewig gleich' und immer neue.

11. O Schönheit aus des Himmels höchstem Kreise!
     Du bist ein Vogel aus dem Paradiese;
     Wie findest du auf Erden Trank und Speise?

12. O Taub' ins Herz nur himmelher geflattert!
     Das goldne Gitter dieses Käfigs zittert
     Vor Lust wenn es bedenkt, wen es umgattert.

13. Was du mein liebend Herz hast leiden lassen,
     Das möge keiner, der mich liebet, wissen!
     Nicht mögen es empfinden, die mich hassen!

14. Hell Angesicht vom dunklen Haar umflogen;
     So sah ich einst am schönsten Frühlingstage
     Der Sonne Glanz von duft'ger Wolk' umzogen.

15. Das Auge sah der Locken holde Wirrung,
     Und sprach: Hier will es Blicke von Erfahrung,
     Zu gehn in solcher Waldnacht ohne Irrung.

16. Dir ist aus dem Gedächtnis wohl geschwunden,
     Dap wir einst unter einem Dach uns fanden?
     Ich aber denke deß noch manche Stunden.

17. Ich glaube nicht, daß du mich könntest hassen;
     Doch was du von mir denkest, möcht' ich wissen;
     Denn es ist lange, seit ich dich verlassen.

18. Ich habe sie als Kind im Arm gewieget,
     Die jetzt die Wiegenmühe schön mir lohnet,
     Da sich mein Haupt an ihren Busen schmieget.

19. Du lißest sonst von mir in Arm dich fassen,
     Als klein du warst; nun dir die Aermchen wuchsen,
     Kann ich von dir in Arm mich fassen lassen.

20. Vergiß nicht , gehst du aus, dein Sommerhütchen,
     Das Sonne dich nicht bräun', o liebes Mädchen;
     Denn deine Schönheit ist dein Heiratsgütchen.