Ritornelle 21-31

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21. Mein Liebchen kann nicht lesen und nicht schreiben.
     Weiß nicht, wie sie's mag angefangen haben,
     Die Liebe so als Wissenschaft zu treiben.

22. Mein Auge hat in seiner Ecken jeder
     Vergossen einen Strom von frischem Wasser,
     Damit zu tränken deines Wuchses Ceder.

23. Noch kein Verdienst ist ohne Lohn geblieben,
     So wird auch ohne Lohn nicht deines bleiben,
     O Herz, das nur darin besteht zu lieben.

24. Die Liebe, die für dich mein Herz muß tragen,
     Sie hab' ich mit der Mutterinilch gessogen,
     Und mit dem Herzblut werd' ich ihr entssagen.

25. Sie schlang als Gürtel um den Leib die Haare
     Das that sie darum, daß zugleich man ihre
     Feine Gestalt und langes Haar gewahre.

26. Mir träumt', ich starb, und deine Thränen flossen,
     Da richtet' ich mich auf und lebte wieder,
     Der welken Blume gleich, die Thau begossen.

27. Die Liebste ließ herab die Augenlieder,
     Sie fürchtete, daß meiner Blick' ihr einer
     Durch's Auge ginge bis in's Herz hinnieder.

28. Dich hat der Herr gesandt zu ird'schen Auen,
     Mein blödes Auge lieblich zu gewöhnen,
     Dereinst des Paradieses Glanz zu schauen.

29. Als ich zuerst dein Auge sah, erwachte !
     Erinnrung mir von einein höhern Lichte,
     Drin ich gelebt, eh' Tod zur Welt mich brachte.

30. Daß wilde Völker Pfeil im Krieg vergiften,
     Die Sage zählt' ich zu den fabelhaften,
     Bis deine Augen nun solch Urtheil stiften.

31. Die Zeitungskriege sind mir ganz zuwider.
     Nur deine Augen stiften Krieg und Hader,
     Und Frieden schließen deine Augenlieder.