43. O seht das seltne Liebesabenteuer!
Sie ist ganz Lust, und bringet mich in Trauer,
Sie ist ganz Eis, und setzet mich in Feuer.
44. Ich sah im Traum das Lichtbild ihrer Wangen,
Umgeben von des Haares Dämmerungen,
Wie vollen Mond vom Nachtgewölk umfangen.
45. Ich sah den Mond, er stand beim Abendsterne,
Sie standen still und küßten sich die Stirne;
So ständ' ich jetzt bei meinem Liebchen gerne.
46. Ich sahe, die ich liebt', als Nonn' einkleiden,
Sie war im Leben doch mir nicht beschieden,
Nun brauch' ich nicht den Bräut'gam zu beneiden.
47. Der Liebsten Vater gab mir seinen Segen,
Er sprach: Wenn du dich nun statt meiner plagen
Willst mit dem Trotzkopf, hab' ich nichts dagegen.
48. Die Liebste sah ich heut' ein Aeuglein machen,
Mir war's, als ob ich's deutlich hörte sprechen?
Komm heut' um Mitternacht, so werd' ich wachen.
49. Mein Freund! Wenn wir uns finden unter Leuten,
Schau mich nicht so an, daß ich muß erröthen.
Freut dich's, wenn sie mit Fingern auf mich deuten?
50. Ich sprach, da sie den Kuß sich nicht ließ rauben:
Sie ist ein Kind, versteht noch nichts vom Lieben.
So sprach der Fuchs einst: Unreif sind die Trauben.
51. Als jüngst mein Lieb sich nach dem Veilchen bückte,
Sprach dieses: Gott sei Dank, daß in des Nähe
Die Rose doch einmal zu sehn mir glückte.
52. Euch schöne Augen fleh' ich nicht um Gnade.
Ich kenne dieser schwarzen Türken Sitte;
Wer Schonung ruft, den würgen sie gerade.
53. Ihr Lippen mit dem Kuß- und Rede-Bronnen,
Ihr meiner Erdenlust Beschließerinnen,
Ausgeberinnen meiner Lebenswonnen.