An die Dichter; 6., 7., 8., 9.

                                     6.

Einige ziehen hinaus, die Grenzen des Reichs zu erweitern;
  Andere bleiben daheim, drehn sich behaglich im Kreis.
Jenen genüg' es am Ruhme, der Zukunft Saaten zu streuen
  Diese behaupten das Feld, Lieblingspoeten des Tags.

                                     7.

  Freilich, es holpert noch sehr auf den! Damm neu werdender Straßen;
  Unsere Karren sind schwer, und daß Geknarr euch verhaßt.
  Wartet doch nur! wir fahren's euch ab, und künftig in euern
  Leichten Berlinen gemach rollet ihr hinter uns her.

                                     8.

         Gieb, o Dichter, uns in deinen
           Liedern Stücke deines Herzens,
           Laß sie doch nicht blutig scheinen,
           Dämpfe sanft den Laut des Schmerzens!
         Soviel Frucht- und Dornenstücke
           Bringest du uns stets von vorne,
           Doch die Wurzel bleibt zurücke,
           Immer treibend Frücht' und Dorne.
         Wie, dem Geier unverzehrbar,
           Immer wuchs Titanen-Leber;
           Wie, Enherien unverzeerbar,
           Ist Walhalla Odins Eber.
         Alle, die in stiller Feier
           Lauschen dir, sind seel'ge Götter,
           Und dein nimmer satter Geier
           Sei der Krittler und der Spötter.

                                      9.

         Ihr klagt, die ihr euch Dichter nennt,
         Daß euch die Welt nicht anerkennt,
         Und wollet doch, die so sich nennen,
         Die andern selbst nicht anerkennen.