An die Dichter; 9., 10., 11., 12.

Thut erst die Ehr' einander an!
Bald hat die Welt es nachgethan.
Was irgend gelten will und wallten,
Muß in der Welt zusammenhalten.

                      10.

Wer sich unter die Dichter mischt,
Den fressen dir Recensenten.
Hörst du die Bosheit, die Schlange zischt,
Und Beifall schnattern die Enten!
Ich hatte der Welt mich nicht ausgetischt,
Hätt' ich irgend fürstliche Renten.

                      11.

Ein Dichter will sich selbst objetiviren;
  Was Wunder, wenn sein arm Subjekt
  Muß nach und nach aus sich verlieren,
  Was nun in seinen Versen steckt?
Zum Besten gab er euch gedruckt sein Bestes;
  Beseht's im Spiegel des Gedichis!
  Behielt für sich das Schlechteste des Restes,
  Und mündlich hat er für euch nichts.

                      12.

    Verse lassen sich noch schreiben,
      Aber nicht mehr lesen;
      Sich zur Unterhaltung treiben
      Dichter nur dies Wesen.
    Gar viel anders muß gestalten
      Sich gar viel aus Erden,
      Bis von Dichtern unterhalten
      Wieder Leser werden.
    Und noch anders muß gestalten
      Andres sich auf Erden,
      Bis die Dichter unterhalten
      Von den Lesern werden.