Calderon und seine Bearbeiter/Trinius

  Calderon und seine Bearbeiter.

Calderon mit seiner steifen
Formenpracht kann ich begreifen,
Auch an seinem immer neuen
Farbenschmelz mein Aug' erfreuen,
Selbst Phantome seiner krassen
Kloster-Hofluft gelten lassen.
Aber wer ihn heut noch gelten
Machen will, den muß ich schelten.
Wo er stehn will auf den Brettern,
Wird die Zeit herab ihn schmettern,
Die mit Fürstenknecht und Pfaffen
Künftig nichts mehr hat zu schaffen.

           Trinius.

Alte graue Nachtigall,
  Wie du dich im Scherze nanntest,
  Ward dir heiser gar der Schall,
  Seit du dich gen Norden banntest?
  Einer, den du sonst wohl kanntest,
  Lauschte gierig überall,
  Ob du nie dein Saitenspiel mehr spanntest?
Immer übst du Schöpferkraft
  An Natur-Metamorphosen.
  Dank' es dir die Wissenschaft,
  Daß du fern an Newa's Tosen
  Dich mit Gräsern oder Moosen
  Gabest ab gewissenhaft,
  Und vergaßest, Nachtigall, der Rosen.
Nun dir Coburgs Rosenau
  Wieder dient zum Lenzgemache;
  Nachtigall, nicht alt und grau,
  Sondern ewig jung, erwache!
  Steure bei mit plastischem Ache
  Krystallisierten Frühlisthau
  Zu Chammisso's Musenalmanache?