Aeschylos von Heinrich Voß

       Aeschylos von Heinrich Voß.
             (E. 216, Z. 6.)

Gevatter Wortfreund, einen Zweifel strick mir auf,
  In welchen mich verwickelt hat
Das mir von dir geliehne, mich erstaunende
  Kraftübertragungsmeisterwerk,
Der Aeschylos von Heinrich Voß, dem jüngeren,
  Dem ich's nicht hätte zugetraut
Mit solchem Anstand auf dem hohen tragischen
  Kothurn einherzutreten fest
Und sicher, ohne sonderliche Stolperung,
  Der sonst doch gern in Socken ging.
Ich fand das Abbild seinem Urbild Zug für Zug
  Meist glücklich nachgeähnlichet,
Der eingebrannten Farben lebhaft grellen Schrei,
  Und jeden scharfen Pinselstrich;
Und wüßte nichts zu tadeln, als dem guten Sohn --
  Und die Entschuldigung genügt --
Vom Vater angestammte Lust an Steifigkeit
  In manchen Lieblingswendungen;
Ich meine sein lastträgerisches »aufgeschaut!«
  Wofür wir sagen »blick empor!«
Desgleichen ein auf Greul und Graus gehäuftes Graun,
  Das er an alles hintenau
Hängt oder vornan, als da ist: ein Todesgraun,
  Ein Schlacht- und Nachtgraun, aber auch
Graunkammern, Graunverhängniß, Graungefängnisse,
  Graunjammerüberwältigung.
Sonst rüg' ich gar nicht schroffer Rede Neugepräg.
  Und etwas Unverständlichkeit;
Nur, was Kassandra meinet, wüßt ich gerne jetzt,
  Die todtgeweihte Seherin,
Als Agamemnon dort in's netzumstellte Bad
  Von Feistempfangs Gepräng gelockt,