8.
Wie außer Athem, wem der Kopf brennt, kommt gelaufen,
Und um zu löschen sich stürzt in den Wafferhaufen;
So komm' ein Lernender, deß Hirn Welttwirbelgluth
Umschwindelt, auch gerannt zum Brunnen kühler Fluth,
Zum weisen Lehrer, der ihn tief in's Wissen taucht,
Durch das auf ewig ihm der Brand der Welt verraucht.
Der Meister mitleidsvoll hilft treu den Kampf ihm kämpfen,
Denn stets begierig ist das Wasser Gluth zu dä1npfen.
9.
Ich habe nichts erdacht, nur manches ansgedeutet,
Gegraben keinen Schacht, nur mauchen ausgebeutet.
Kann ich, wo ich gelernt, auch nicht den Lehrer nennen,
Ich lernte doch, und muß als Schüler mich bekennen.
Und der es mich gelehrt, der wird gelernt es haben
Von seinem Lehrer, dem es andre Lehrer gaben.
Die Ueberliefrung ist, wenn auch die Namen schwanden
Der Ueberliefernden, vom Anfang her vorhanden.
Wer sagt mir nun, woher der erste selbst es nahm,
Von dem aus Hand zu Hand zu mir herab es kam?
So Kommt der durst'ge Geist auf Wegen der Erfahrung
Durch Ueberliefrungswald zum Quell der Offenbarung.
10.
Wenn du der Außenwelt versehließest deine Sinne,
Wirst du in dir das Welt- nnd Gottgeheimniß inne.
Nimm von der Welt nicht ein, was deinen Geist zerstreut,
Nur soviel, das; daran dein Denken sich erneut.
Nur einen Schimmer lässt in's dunkle Zimmer streifen,
Wer in dem Strahle will das ganze Licht begreifen.
Dann mach' das Fenster auf, damit du auch erkennst,
Das Licht ist mehr noch als sein farbiges Gespennst.