Erste Stufe. Einkehr: 21., 22., 23. 24.

                             21.

Begreif, o Sohn, der Mensch ist eine kleine Welt,
  Enthallend alles, was die große nur enthält.
Doch wie am Spiegelbild sich Rechts und Links umkehren,
  So gilt für Mensch und Welt Verschiedenheit der Lehren.
Wenn Freundschaft Einheit ist, wenn Feindschaft ist Entzweiung,
  So hilft die Feindschaft erst dem Leben zur Befreiung.
Sie bricht, daß Vieles sei, das starre Eins entzwei;
  Verschieden ist, was lebt, der Tod ist einerlei.
Du laß im Reich der Welt die hehre Zwietracht walten,
  Und lern' in deinem Zelt ihr Gegenbild entfalten.
Laß aus der Kräfte Kampf des Lebens Fülle sprießen,
  Um Frieden still mit dir und Gott und Welt zu schließen.

                             22.

Beglückt der Weise, der ein kluges Weib gefunden,
  Die den genügenden Beruf darin empfunden,
Mit Sinnigkeit das Haupt des Sinnenden zu kränzen,
  Den himmlisch Strebenden auch irdisch zu ergänzen,
Der Sorge vorzustehn des Hauses und der Zeit,
  Daß seine Sorge sei nur Welt und Ewigkeit.

                             23.

Verstand ist vom Verstehn, Vernunft ist vom Vernehmen;
  Die beiden brauchen sich nicht ihres Stamms zu schlämen.
Verstanden haben zwar ist mehr als bloß vernommen,
  Ein unverstandenes Vernommenes kann nicht frommen.
Doch kann der Mensch verstehn nur, was er recht vernahm,
  Was ihm von aussen her, was ihm von oben kam.

                             24.

Du bist beglückt, wenn dir gegeben ist, zusammen
  Mit Vielen wirkend, dich mit ihnen zu entflammen.
Doch wenn du stehst allein, so laß dich's nicht verdrießen,
  Statt Menschen munßt du nur Menschheit dich erschließen.