Aus jeder Raumesweit', ans allen Zeitenfernen,
Grüßt den der Menschheit Geist, der von ihm weiß zu lernen.
Gedanken steigen aus vermorschter Bürgergruft,
Und andre schwinden in der Luft wie Blüthenduft.
Noch kein gedachter je ging Denkenden verloren,
Und ungeahnet wird kein neuer auch geboren.
Drum trösten magst du dich, wenn aufging dir ein Licht,
Theilst du's auch keinem mit, der Welt entgeht es nicht.
Sie streiten, wer zuerst dies habe vorgebracht;
Der Geist der Menschheit hat's gemeinschaftlich erdacht.
25.
In seinem eignen Kreis wer lässt sich gerne stören?
Jedweder hat ein Recht, sich selbst anzugehören.
Und also hast auch du dein Recht, zurückzuweisen,
Wer irgend oder was dich stört in deinen Kreisen.
Doch nur wie sich's gehört, sein still und unempört!
Sonst hat nicht Fremdes dich, du hast dich selbst verstört.
Gieb lieber etwas preis, und zieh zurück dich leise
In einen innern Kreis aus einem äußern Kreise;
Wie ein Befehliger, der Festung Außenwerke
Ausgebend, sich verlässt auf seines Hauptwerks Stärke:
Die äußern Linien mußt du zu weit nicht dehnen,
Sonst zu vertheidigen hast du zuviel an denen.
26.
Wer nur beschäftigt ist, daß er sich selber bilde,
Beschämen mag ihn wohl die arbeitsame Gilde,
Die nur beschäftigt ist zu bilden für die Welt,
Und jeden Tag dafür den baaren Lohn erhält.
Ja, schäme dich, die Hand zu legen in den Schooß;
Der Lohn, den du dir selbst dafür giebst, ist nicht groß.
Und wie du vom Versteck der Abgeschiedenheit
Hervortrittst, schmilzt der Traum der Selbstzufriedenheit.
Was hilft's, daß du dir sagst, da bildest dich der Welt?
Die hoch als Musterbild dich nie vor Augen hält.