31.
Beklage dich nur nicht, daß dir so viel mißlang;
Sieh, wie dabei auch viel Ersprießliches entsprang.
Reich ist an Körnern wie an Spreu die Ernte; scheue
Nur nicht die Müh', und lies die Körner aus der Spreue.
32.
O klage nicht mein Herz, daß dir zu spät nun kommen
Der Liebe Zeichen, da die Jugend dir verglommen.
Ja, wär' es Gold und Gut, und Würd' und Wohlbehagen,
So möchtest du, daß nun zu spät es komme, klagen.
Bald lassen müßtest du zurück dies Hausgerath;
Doch wag hinüber du mitnimmst, kommt nicht zu spät.
33.
Mein Meister (in der Brust genannt mit Andacht sei er)
Sprach auch: Melodisch klingt die durchgespielte Leier.
Er sprach es sich zum Trost und zur Beruhigung,
Weil er so schön noch spielt und war schon alt genung.
Auch mir erzittert, und er sprach's auch mir zum Trost,
Die Brust von anderm Schaur als von des Alters Frost.
Der Geist, der mir dies Spiel besaitet, laß es zittern
Noch froh in seinem Hauch, bis es daran wird splittern.
34.
Wie leicht mag Flur und Land dem Jünglingsblick gefallen,
Mit Liebe Hand in Hand träumt er darin zu wallen.
Das schönste Laudschaftsbild reizt Greisenaugen kaum,
Sie suchen im Gefild nicht mehr der Liebe Traum.
35.
Als Blüthenalter ist die Jugend wohl bekannt,
Mir aber sei hinfort das Alter so genannt.
Die junge Pflanz' ist grün; wie lang muß sie sich mühn
Durch Blatt und Zweig hindurch, bis ihr gelingt zu blühn!