Erste Stufe. Einkehr: 38., 39., 40.

Das Auge starrt, wie es dem Wechsel sich gewöhnt,
  Und mit der innern Welt die äußre sich versöhnt;
Bis dort das Auge lernt im Glanze sich zu weiden,
  Und hier die Gegenständ' im Dunkel unterscheiden:
So kann ein Menschenherz viel Glück und Unglitkk fassen,
  Doch ist's am glücklichsten in seiner Ruh gelassen;
Von Glanz geblendet nicht, noch auch von Nacht umhüllt,
  Von sanftgedämpften Licht Aug' und Gemüth erfüllt.

                        39.

Ich glaube nicht, daß ich viel eignes Neues lehre,
  Noch durch mein Scherflein Witz den Schatz der Weisheit mehre.
Doch denk' ich von der Müh wird zweierlei Gewinn:
  Einmal, daß ich nun selbst an Einsicht weiter bin;
Sodann, daß doch dadurch an manchen Mann wird kommen
  Manches, wovon er sonst gar hätte nichts vernommen.
Und auch der dritte Grund scheint werth nicht des Gelächters:
  Daß, wer dies Büchlein liest, derweil doch liest kein schlechters.


                        40.

Ist unsrer Handlungen Beweggrund, wie sie sagen,
  Glückseligkeit allein, wie sind wir zu beklagen!
Denn die Glückseligkeit, wo ist sie zu erfragen?
  Wo ist sie zu erspähn? wo ist sie zu erjagen?
Diese Glückseligkeit, die jeder will erreichen,
  Je näher er ihr kommt, scheint weiter zu entweichen.
Diese Glückseligkeit, die jeder wünscht und sucht,
  Ist einem Schatten gleich beständig auf der Flucht.
Bald scheint der Schatten rechts, bald links an uns zu streifen,
  Nun vor, nun hinter uns, und nirgend zu ergreifen.
Dise Glückseligkeit, ein Trugbild mannigfalt,
  Lockt jeden anderen in anderer Gestalt.
Der sieht sie an für dies, und der für's Gegentheil;
  Der nennt Verderben das, was jener nennt sein Heil.
Darum kann nimmermehr dies Wecksellaunenspiel,
  Diese Glückseligkeit, sein unser Zweck und Ziel.